Wallfahrtsgeschichte

Seit dem 12. Jahrhundert wird Andechs, damals noch Stammsitz des gleichnamigen Grafengeschlechts, von zahlreichen Wallfahrern aufgesucht. Bis heute ist diese älteste Wallfahrt Bayerns lebendig.

Graf Rasso, Ahnherr der Grafen von Andechs, brachte wohl im 10. Jahrhundert von einer Pilgerfahrt ins Heilige Land wertvolle Herren- und Heiligenreliquien auf die Burg Andechs.

Hochmittelalter

Graf Berthold II. von Andechs verpflichtete seine Untertanen ab 1128 zur alljährlichen Verehrung der hier aufbewahrten Reliquien, des so genannten „Heiltums“. Politische Ereignisse führten ab dem 13. Jahrhundert zum Niedergang des Grafengeschlechts. 1246 wurde die Andechser Burg bis auf die Burgkapelle geschleift – der „Heiltumsschatz“ galt als verloren.

Verlust und Wiederauffindung

1388 soll eine Maus während einer Messe in dieser Burgkapelle Teile eines Reliquien-Verzeichnisses ans Tageslicht gezerrt haben. Dieser Hinweis soll zur Wiederauffindung des vergrabenen „Heiltums“ unter dem Altar der Burgkapelle geführt haben. In der Folge kamen auch die Pilgerströme nach Andechs zurück. Zur Pflege und „sicheren Verwahrung des Heiltums“ und zur Betreuung der Wallfahrer gründete der Wittelsbacher Herzog Albrecht III. 1455 das Benediktinerkloster.

Spätmittelalter

Im Spätmittelalter gehörte Andechs mit Aachen und Trier zu den drei großen Wallfahrtsorten Deutschlands. Auch in Andechs fand die so genannte „Weisung“ der Heiltümer statt, damit die Pilger die Reliquien sehen, verehren und die jeweiligen Heiligen um Fürbitte anrufen konnten. Da die Wallfahrtskirche für die große Zahl der Pilger oft zu klein war, wurden die Heiltümer vom Erkerfenster an der Südfassade der Wallfahrtskirche, der heutigen Hedwigskapelle, zur Verehrung gezeigt.

Zur „Weisung“ der Reliquien wurden Gebete, Lieder und Litaneien gesprochen und gesungen, je nachdem, ob es sich um eine Herrenreliquie wie zum Beispiel den Partikel aus der Dornenkrone Christi oder die Reliquie eines Märtyrers handelte. Geduldig harrten die Wallfahrer auf dem Platz vor der Kirche, dem so genannten Herrenhof, oft stundenlang aus.

Marienwallfahrt

Art und Form der Verehrung des „Heiltums“ wie überhaupt die Stellung der Reliquien im christlichen Kult haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert.

Im 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich Andechs auch zum Marienwallfahrtsort, so dass neben den Reliquien und den Heiligen Drei Hostien auch die Muttergottes verehrt wurde.

Davon zeugt bis heute das Gnadenbild am unteren Hochaltar mit der thronenden Muttergottes und dem Jesuskind.

Wallfahrt nach der Säkularisation

Mit der Aufhebung des Klosters 1803 begannen für die Wallfahrt wechselvolle Jahrzehnte. Sie bestand jedoch aufgrund ihrer Bedeutung weiter und nahm nach 1850 einen neuen Aufschwung. Zum Beispiel wurde 1907 der 700. Geburtstag der Heiligen Elisabeth von Thüringen (aus dem Geschlecht der Andechs-Meranier) feierlich begangen. Die Reliquienprozession wurde begleitet vom Bischof von Eichstätt, den Äbten von Scheyern, Metten, Ettal und St. Ottilien sowie Mitgliedern des bayerischen Königshauses.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam dann die Verehrung der heiligen Hedwig zur Wallfahrt hinzu. Für die vielen Heimatvertriebenen vor allem aus Schlesien wurde Andechs als Geburtsort der Heiligen ein besonderer Bezugspunkt zur alten Heimat, zumal sich in Andechs seit 1924 eine Schädelreliquie der heiligen Hedwig befindet.

Kloster Andechs Wappen