Klösterliches Stundengebet
Gott zu suchen ist für die Mönche die vordringlichste Aufgabe. Das gemeinsame Gebet, das Singen der Psalmen und Hymnen und das Lesen der Heiligen Schrift gibt dieser Suche Ausdruck.
Der Gottesdienst, das „opus dei“, ist nicht nur Dienst des Menschen an Gott durch Anbetung und Lobpreis, sondern auch Gott selbst wirkt hier an den Menschen.
Schon die ersten Christen versammelten sich zum Gebet, um Gott zu loben und zu. Sie beriefen sich auf das Wort Jesu, allezeit zu beten und dabei nicht nachzulassen (Lk 18, 1). Die Apostel riefen die frühen Christen auf, „ohne Unterlass zu beten“ (1 Thess. 5, 16). Die frühen Mönche setzten das „immerwährende Gebet“ in den Wüsten Ägypten, Syriens und Palästinas fort.
„Dem Gottesdienst soll nichts vorgezogen werden“
Im Laufe der ersten Jahrhunderte formte sich dieses immerwährende Gebet der Gemeinden im Wechsel von Gottesdienst und täglicher Arbeit zum gemeinsamen Gebet der Mönche. Das Lob der Psalmen nimmt im Gebet der Mönche besonderen Raum ein. Sicher hat Jesus als gläubiger Jude die Psalmen gekannt und regelmäßig gebetet.
Im gemeinsamen Chorgebet gedenken die Mönche des Lebens, Sterbens und der Auferstehung Jesu. Jesus Christus ist die Mitte ihres ganzen Lebens, an dem sich der Tagesablauf orientiert. Die Mönche von St. Bonifaz und Andechs versammeln sich viermal am Tag zum Chorgebet:
Vigil und Laudes sind das Morgenlob der Mönche. Mit ihm endet die Nacht und beginnt der neue Tag. Vigil heißt Nachtwache. In ihr erwartet der Mönch den aufsteigenden Tag und erhofft den wiederkommenden Christus. Bei den Laudes, dem Morgenlob, steht das Gedenken an die Auferstehung Jesu von den Toten im Mittelpunkt.
In der Mittagshore wird des Leidens und Sterbens Jesu wie auch dem Wirken des Geistes Gottes in der Gemeinschaft gedacht. Diese Gebetszeit lädt ein, im Tagesgeschäft innezuhalten und zur Mitte des Lebens zurückzufinden.
In der Feier der Vesper am Ende des Tages gedenken die Mönche Jesus als dem bleibenden Licht, das nicht mehr untergeht. Im Gebet vertrauen sie sich dem auferstandenen Christus an, der auch durch die Zeiten der Finsternis und des Todes hindurch trägt.
Mit der Komplet endet der Tag der Mönche. In ihr unterziehen sie sich im Tagesrückblick der Gewissenserforschung und bringen alles Erlebte im Gebet vor Gott. Im Singen der Psalmen und Hymnen und im Hören des Wortes Gottes vertrauen sie sich dem Schutz Gottes an.