Die Andechs-Meranier

1080 wird der Name Andechs als „Andehse“ erstmals urkundlich erwähnt. Die burgartige Gedrängtheit der heutigen Klosteranlage erinnert daran: Hier befand sich bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts der Stammsitz der Grafen von Andechs.

Die Herkunft dieses bekannten Grafengeschlechts liegt im Dunkeln. Legendärer Ahnherr ist Graf Rasso, der im 10. Jahrhundert lebte. Er gilt als Begründer des nach ihm benannten Klosters Grafrath am Nordufer des Ammersees, wo er auch begraben liegt. Der Überlieferung nach erwarb er auf einer Pilgerreise ins Heilige Land wertvolle Herren- und Heiligenreliquien. Als Herrenreliquien bezeichnet man Partikel von Dornenkrone, Geißelrute, Spottzepter, Schweißtuch und Kreuz Christi. Sie wurden zum Grundstock des Andechser Heiltumsschatzes.

Schneller Aufstieg der Grafen von Dießen-Andechs

1128 verpflichtet Graf Berthold II. seine Untertanen, einmal jährlich nach Andechs zu pilgern und die dort verwahrten Reliquien zu verehren. Er begründet damit die älteste Wallfahrt in Bayern. 1132 macht das Geschlecht die Burg Andechs zu ihrem Hauptsitz und trägt fortan den Namen Grafen von Andechs. 1179 kommen die Heiligen Drei Hostien von Bamberg nach Andechs – als Geschenk Bischof Ottos an seinen Bruder Berthold. Die Grafen von Andechs stiegen durch ihre Treue zu den Staufern in den Reichfürstenstand auf. Sie waren unter anderem Herzöge von Dalmatien, Kroatien, Marktgrafen von Istrien (Meranien), Patriarchen von Aquileia. Sie gründeten Städte wie Innsbruck, bewachten wichtige Handelsstraßen wie den Brenner, sie waren die Erbauer des heute bestehenden Bamberger Doms und hatten Bischofsitze inne. Aus dieser Adelsfamilie gingen zahlreiche Heilige und Selige hervor, darunter so bedeutende Frauen wie die hl. Hedwig von Schlesien und die hl. Elisabeth von Thüringen.

Höhepunkt der Macht und Niedergang der Andechs-Meranier

Mit dem „Bamberger Königsmord“ 1208 wendet sich das Blatt gegen die Andechser Grafen. Otto von Wittelsbach ermordet auf der Hochzeit Ottos von Andechs mit der Nichte Königs Philipps von Schwaben in Bamberg den König. Mitglieder des Hauses Andechs werden zunächst der Täterschaft bezichtigt, fallen in Acht und Bann und verlieren ihre Reichslehen. 1211 wird das Haus Andechs zwar von der Schuld am Königsmord freigesprochen, trotzdem fällt ein Großteil der süddeutschen Besitzungen an die Wittelsbacher.

Um die Mitte des 13. Jahrhundert wird die Andechser Burg zerstört oder verfällt. Nur die dem heiligen Nikolaus geweihte Burgkapelle bleibt bestehen. Der Andechser Reliquienschatz gilt als verschollen. Mit dem Tod Ottos II. 1248 stirbt das Andechser Grafengeschlecht in männlicher Linie aus.

Kloster Andechs Wappen

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