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Entwicklung und Erneuerung 1900-1972
Langsam, aber stetig konnte der Ausstoß der Brauerei gesteigert werden – von 900 hl anfangs der 1850er Jahre auf mehr als 2.300 hl im Jahre 1875. 1895 erzeugte die Klosterbrauerei 6.000 hl Bier. Heute beträgt der Ausstoß über 100.000 hl pro Jahr.
Im Blick auf diese kontinuierliche Expansion wurde damit der Platzmangel auf dem geographisch beschränkten Areal schnell zum Dauerthema. Deshalb wurde unter Pater Augustin Engl in den Jahren 1906/1907 ein neues Mälzereigebäude am Osthang des Berges errichtet. Die moderne Stahlbetonweise diente daneben der Abstützung des Berges und schuf den großen Terrassenbereich des heutigen Bräustüberls, den wir alle kennen. 1925 und 1958 folgten neue Füllereianlagen.
Neues Mälzereigebäude 1906/07
Über die Entstehung des Mälzereigebäudes schreibt Pater Willibald Mathäser in seiner Andechser Chronik:
„Bald nach dem Tod des langjährigen Priors Pater Magnus Sattler kam etwas gänzlich Unerwartetes auf Andechs zu: Der Heilige Berg drohte auf seiner Ostseite abzurutschen. Die Behörden verlangten Stützmauern zu errichten. Der damalige Prior Pater Augustin Engl wußte weder ein noch aus, bis Abt Gregor Danner kurz und bündig meinte und bestimmte: „Da bauen wir keine Mauern hin, sondern ein Haus. Dann kann auch nichts mehr rutschen.“
Und so geschah es auch. 1906/07 entstand am östlichen Steilhang des Heiligen Berges ein hochmoderner, siebenstöckiger Stahlbetonbau für eine neue Mälzerei“ – eines der ersten Industriegebäude im bayerischen Oberland in Stahlbeton-Bauweise, errichtet durch die Wayss und Freytag A.G. aus München.
Seither wird die Ostseite des Klosters durch das mehrstöckige Mälzereigebäude im barockisierenden Jugendstil beherrscht, das bis 1984 betrieben wurde. Heute ist es ein technisches Architekturdenkmal.
Einweihung neuer Mutterfässer im Frühjahr 1907
In der alten Klosterbrauerei wurde das fertige Bier in großen Mutterfässern aufbewahrt. Das Volumen dieser Mutterfässer betrug 27 bzw. 28 hl.
Das fertig gereifte Lagerbier wurde dann in kleinere Fässer umgefüllt. Von Zeit zu Zeit war es nötig, die Mutterfässer auszupichen. Die großen Fässer wurden zur Picherei der Brauerei gerollt, dort mit heißem Pech befüllt und auf dem Platz vor der Picherei so lange hin- und her gerollt, bis sich das Pech gleichmäßig verteilt hatte. Die frisch gepichten Mutterfässer wurden zum Keller zurückgerollt und mit frisch gebrautem Bier gefüllt.
Ob es sich bei den drei Mönchen am Tisch in der Mitte um den damaligen „Braxator“ Frater Stephan Hebel und um seine beiden „socii“, Frater Ämilian Dempf und Frater Bruno Lackner, handelt, ist möglich, aber nicht mit Sicherheit geklärt.
Auf der Tür zum Bräustüberl findet sich ein Schild, das auf die zu dieser Zeit geltenden Öffnungszeiten des Bräustüberls hinweist: „Sonn- & Feiertags wird das Bräustübl nach dem 10 Uhr Gottesdienst geöffnet.“
Schienentransport von Bierfässern, um 1920
Schienen-Transport von Bier-Fässern in den unterirdischen Lagerkeller der alten Klosterbrauerei – rechts hinten im Bild. Die Schienen verliefen bis auf die Höhe des heutigen alten Sudhauses.
Beim Benediktinermönch rechts im Bild mit der hellen Brauerschürze handelt es sich um den langjährigen Braumeister Frater Aemilian Dempf. Er war schon im Jahr 1886 unter seinem bürgerlichen Vornamen Antonius im Catalogus des Klosters als „socius braxatoris“– Gehilfe bzw. Mitarbeiter des Braumeisters – geführt. Als Ämilian Dempf bleibt er dies von 1887 bis 1919. Von 1920 bis zu seinem Tod am 22. April 1925 führte er als „braxator“ – Braumeister – die Geschicke der klösterlichen Brauerei auf dem Heiligen Berg in Andechs.
Frater Oswald Eser, Brauer ab 1927
Frater Oswald Eser, hier auf einer undatierten Aufnahme aus dem Archiv des Klosters, abgebildet in der Mälzerei der Klosterbrauerei, wurde – nur mit wenigen kurzen Unterbrechungen – von 1927 bis 1953 im Catalogus des Klosters als Mitarbeiter bzw. Gehilfe des Braumeisters geführt.
Mit Frater Oswald übernahm 1954 der bislang letzte Benediktiner das Amt des Braumeisters. Bis 1967 hatte er noch einen Mitbruder als Gehilfen. Von da an wurden mehr und mehr weltliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Brauerei angestellt.
Von 1954 bis zu seinem Tod am 1. September 1983 ist er im Catalogus des Klosters als „braxator“ – Braumeister – verzeichnet, auch wenn er seine letzten Lebensjahre in St. Bonifaz in München verbracht hat.
Die Vollendung des vollständigen Neubaus der Klosterbrauerei am Fuß des Heiligen Berges im Jahr 1984 hat er leider nicht mehr erleben können.
Neues Sudhaus ab 1928/29
Blick in das alte Sudhaus der Klosterbrauerei Andechs, das heute in unmittelbarer Nachbarschaft des Bräustüberls liegt.
Die Aufnahme zeigt das klösterliche Sudhaus nach dem Umzug und der Umstellung auf den Sudprozess in Kupferkesseln im Jahr 1929.
Aufzeichnungen aus den späten 1970er Jahren zufolge hatte das dampfbetriebene Sudhaus bei einer Schüttung von 1.700 Kilogramm Malz eine Ausschlagmenge von 92 Hektolitern.
Erste LKW's in den 1920er Jahren
Nach dem Ersten Weltkrieg begann die verstärkte Motorisierung der Klosterbrauerei Andechs. Vor einem der ersten Lastkraftwagen der klösterlichen Brauerei stehen die Laienbrüder Frater Ottmar und Frater Ulrich. Der LKW war bereits mit Vollgummireifen und einem Kettenantrieb ausgestattet.
Die undatierte Aufnahme, vermutlich aus den 1920er Jahren, wurde in Kochel aufgenommen vom Andechser Klosterbibliothekar Pater Dr. Pius Eichinger (gest. 1939).
Das alte Maschinenhaus, 1931
Die Aufnahme zeigt das alte Maschinenhaus der Klosterbrauerei, aufgenommen Anfang August 1931. Heute befindet sich an der Stelle des Maschinenhauses das Mälzer-Stüberl des Andechser Bräustüberls. Bei den beiden Personen in der Mitte handelt es sich um zwei Mitarbeiter der Firma Linde, Ingenieur Kratsch und Monteur Hilmer.
Fass-Picherei, 1933
Die Fasspicherei der Brauerei befand sich im südlichen Anbau des Josefihauses. Hier wurden die Innenwände der Holzfässer mit Pech ausgestrichen. So wurden selbst kleinste Fugen abgedichtet, so dass die Kohlensäure im Bier nicht entweichen konnte. Bei dem Benediktiner ganz rechts im Bild handelt es sich wahrscheinlich um Frater Adelhard Rothmüller. Er arbeitete im 1896 noch von Pater Magnus Sattler errichteten Maschinenhaus der Klosterbrauerei über ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod 1951. Dritter von rechts ist vermutlich Frater Oswald Eser, zu dieser Zeit einer der Gehilfen des Braumeisters.
Modernisierung Gärkeller 1936
In den Kellern unter dem heutigen Bräustüberl wurde über Jahrzehnte die Würze noch in offenen Gärbottichen vergoren. Ein starker intensiver Geruch empfing regelmäßig die Gäste des Bräustüberls, wenn sich in den Bottichen während der Gärung die Kräusen bildeten und dann von den Brauern nach der Gärung abgehoben wurden. Die undatierte Aufnahme zeigt Frater Ursmar Harrer. Sie ist wohl nach 1936 entstanden, weil zu dieser Zeit im Gärkeller die alten Holzbottiche durch zwölf moderne Edelstahl-Wannen mit einem Fassungsvermögen von 1.150 Hektolitern ersetzt worden waren, die hier deutlich zu erkennen sind.
Erweiterung Lagerkeller um 1936
1936 wurde auch der Lagerkeller aufgrund der steigenden Nachfrage nach den Klosterbieren erweitert. Die mit Solekühlung ausgestatteten Aluminiumtanks fassten nun ingesamt 4.900 Hektoliter. Auch in diese Erweiterungen war Frater Ursmar schon miteingebunden. Er wurde 1903 in Sornhüll geboren, einem kleinen Dorf im heutigen Landkreis Eichstätt. Nach seinem Eintritt in St. Bonifaz legte er 1931 seine erste Profeß ab. Von 1935 bis 1967 wird er im Catalogus des Klosters als Gehilfe bzw. Mitarbeiter des Braumeisters geführt. Nach einem Sturz in der Weihnachtswoche 1967 wechselte er in den Klostergarten und arbeitete dort bis zu seinem Tod Ende 1977 zusammen mit Frater Thomas Schmidt (gest. 2019).
Neue Flaschenfüllerei 1955 und erweiterter Gärkeller 1970
Nach der Wiedereröffnung des Bräustüberls 1953 waren bald wieder Erneuerungs- und Erweiterungsmaßnahmen nötig. So wurde 1955 eine Flaschenfüllerei im Josefihaus installiert. Ebenso wurde das Kesselhaus komplett erneuert, mit dem nicht mehr nur die Brauerei, sondern das ganze Kloster mit Heißwasser versorgt werden konnte. Da die Nachfrage nach den Klosterbieren Ende der 1960er Jahre weiter zunahm, wurde der Gärkeller 1970 noch einmal erweitert. Vier große Edelstahlwannen sorgten für eine Vergrößung der Kapazität um über 700 hl. Dazu kam ein Hefekeller mit acht Aluminiumwannen.