Andechs und Bier gehören zusammen

„Bei uns in Bayern ist Bier kein Genuss-, sondern ein Nahrungsmittel. Es ist hergestellt aus Getreide, Hefe und Wasser wie das Brot.“ So kurz und bündig definiert der Andechser Benediktiner Willibald Mathäser (1901-1985) den Stellenwert des Bieres.

Für Andechs ist diese Verbindung so alt wie das Benediktinerkloster auf dem Heiligen Berg, also über 560 Jahre. Diente Bier als Grundnahrungsmittel für die Mönche? Bis zu einem gewissen Grad sicher auch, wenn wir davon absehen, dass der Nährwert des damaligen Bieres mit dem unserer heutigen Sorten wenig zu tun gehabt haben dürfte. Nahrungs- und Erfrischungsmittel war es aber vor allem aber für die Pilger, die bis heute zum ältesten Wallfahrtsort Bayerns nach Andechs kommen.
 

Ausschank von Bier setzt Brauen voraus

In der Stiftungsurkunde von 1458 übertrug Herzog Albrecht III. dem Kloster die „Tafern zu Andechs“ und das „Zapffenrecht und die Ungelt“ zu Erling.

In der Stiftungsurkunde von 1458 hatte Albrecht III. dem Kloster neben vielen anderen Zuwendungen die „Tafern zu Andechs“ und das „Zapffenrecht und die Ungelt“ zu Erling übertragen: das Wirtshaus in Andechs, den heutigen Klostergasthof, und das Recht, in Erling Bier zu zapfen und die Getränkesteuer einzubehalten, die normalerweise an den Landesherrn abgeführt werden musste.

Das Zapfen, also der Ausschank von Bier, setzt jedoch das Brauen voraus. Eine Urkunde von Albrechts Vater Ernst von 1438 im Zusammenhang mit dem damaligen Kollegiatstift auf dem Heiligen Berg weist ebenfalls darauf hin, sie schreibt bereits die Ungeldfreiheit für die Andechser Tafernwirtschaft fest.

Im Blick auf die stetig anwachsenden Pilgerströme war dies also eine weitsichtige Entscheidung, die bis heute Früchte trägt.

Brauen und Verkauf von Bier – ein unangefochtenes Recht

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Brauerei zum wichtigsten Gewerbebetrieb des Klosters. Von den für 1802 verzeichneten Einnahmen von 28.864 Gulden entfielen 12.092 Gulden auf die Brauerei. Daneben gehörten Apotheke, Schlosserei, Schmiede, Konstruktionsbüros, Fischerei und Wirtshausbetrieb in Stegen, Bäckerei und knapp 390 ha Landwirtschaft zu den Klosterbetrieben. Von ihnen wissen wir durch die Inventarisierung, die die staatlichen Behörden im Rahmen der Aufhebung des Klosters 1803 durchführten.

Aus den im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München überlieferten Beständen aus der Zeit von 1455 bis 1803 gibt es nur drei Hinweise auf das Thema Bier. Es geht dabei um verschiedene Lieferungen – um mehr nicht. Im Umkehrschluss lässt sich sagen, dass Produktion und Verkauf von Bier in Andechs ein unangefochtenes Recht waren, das über Jahrhunderte nie in Frage gestellt wurde und problemlos und deshalb ohne schriftliche Überlieferung vonstatten ging. Festgehalten wird etwas ja meist nur dann, wenn es Unklarheiten gibt.

Kloster Andechs Wappen