Pater Bonifaz Käser

Seine scharfe Beobachtungsgabe und seine detailgetreuen Zeichnungen begeistern auch heute, fast 150 Jahre nach dem Tod von Pater Bonifaz Käser.

Pater Bonifaz Käser wurde als Joseph Maria Clemens Käser am 21. November 1813 in Augsburg als Sohn einfacher Weber geboren. Nach dem Besuch der sogenannten Werktagsschule war er von 1825 bis 1827 Schüler der Augsburger Kunstschule, um Zeichnen, Malen und Modellieren zu lernen. Nach Lateinschule und Gymnasium – in einem seiner Zeugnisse bescheinigt ihm der Klassenlehrer »viele Anlagen, die er auch mit vorzüglichem Fleiße auszubilden sich bestrebt« – studierte Käser in München Philosophie und Theologie und wurde am 5. Juni 1840 zum Priester geweiht, am Festtag jenes Heiligen, in dessen Abtei er 20 Jahre später eintreten und dessen Namen er bei seiner Profess am 6. Juni 1864 als Ordensnamen erhalten sollte.

Die Jahre dazwischen waren ausgefüllt mit Seelsorgearbeit in seiner Heimatdiözese Augsburg, wobei sich ein schweres, nicht näher bezeichnetes Halsleiden mehr und mehr bemerkbar machte. Nachdem er seine Schwester, die ihm all die Jahre den Haushalt geführt hatte, mit einer Stelle in der Andechser Ökonomie versorgt wusste, stand dem Eintritt in St. Bonifaz nichts mehr im Wege. Sein »Verzeichnis über die in das Kloster Sankt Bonifaz mitgebrachten Bücher und anderen Gegenstände« nennt 373 Buch- und 63 Musiktitel, 74 »Haus- und ArbeitsGeraethe «, z. B. eine Hobel und Drehbank, Werkzeuge aller Art, ein Thermometer u. v. a. m., und Etliches an Kleidern und Wäsche - willkommene Utensilien für den klösterlichen Haushalt.

 

Unermüdlicher Arbeitseifer

Ruhigere Zeiten begannen mit dem Eintritt ins Kloster jedoch nicht. Pater Bonifaz wurde zunächst als Präfekt der St.-Nikolausanstalt eingesetzt, war dann ab 1868 als Ökonom, Gastmeister und Verantwortlicher für das Almosenwesen in München tätig und gegen Ende seines Lebens für kurze Zeit Verwalter des zu Andechs gehörenden Schlosses Ried bei Herrsching. Am 14. September 1873 starb er während eines Kuraufenthaltes in Schäftlarn und wurde in der Gruft von St. Bonifaz beigesetzt.

In seinem Nachlass finden sich viele Relikte seiner künstlerischen Begabung – Zeichnungen, Pläne, Skizzen und ein wunderschön gemaltes Herbarium, dessen abgebildete Pflanzen aussehen, als stünden sie noch in Wald und Flur. Für die Klostergeschichte besonders wichtig sind seine Grundrisspläne, die er von Andechs und St. Bonifaz angefertigt hat und die die damalige räumliche Nutzung dokumentieren. Ebenso beeindruckend ist ein Panorama, das auf mehr als einem Meter Länge von Andechs aus in einer 360°-Rundschau das gesamte Panorama einschließlich der sich im Süden erhebenden Alpenkette zeigt.

Kloster Andechs Wappen