350. Jubiläum der Wallfahrt von Winkl nach Andechs

1669 ist als Jahreszahl auf der alten Wallfahrtskerze aus Winkl im Wachsgewölbe der Andechser Wallfahrtskirche zu lesen. 2019 haben 40 Frauen und Männer zum 350. Jubiläum eine neue Kerze nach Andechs getragen.

Neue Wallfahrtskerze

Die einen Meter große und sieben Kilogramm schwere Kerze ist mit einer Abbildung der Pfarrkirche Sankt Peter und Paul versehen und mit der Bitte um Gottes Segen.

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Warum im Jahr 1669 zum ersten Mal eine Wallfahrt von Winkl nach Andechs aufbrach, ist heute nicht mehr mit letzter Sicherheit auszumachen. Möglicherweise stand am Anfang der Wallfahrtstradition ein Gelübde angesichts einer drohenden Pestepidemie. Vielleicht war es aber auch einfach die Dankbarkeit nach den Jahren des Wiederaufbaus in Folge der Schrecken des 1648 zu Ende gegangenen Dreißigjährigen Krieges.

Wallfahrt zu Fuß, per Bahn und Schiff

Noch heute gehört der Rosenkranz zu den Gebeten, die die Wallfahrer von Winkl nach Andechs begleiten: „Auf dem Hinweg sind es zwei volle Rosenkränze mit allen Gesätzen und die Marienlitanei“, weiß Ludwig Kerber, seit 1988 Wallfahrtsleiter von Winkl. „Da der Rückweg schneller geht, ist es auf dem Heimweg nur ein Rosenkranz.“ Noch gut erinnert er sich an die Zeit, als die Wallfahrt über zwei Tage ging: Mittwoch vor Christi Himmelfahrt und der Himmelfahrtstag selbst. „Da war ich als Ministrant dabei und weil ich das Wallfahrtskreuz tragen durfte, habe ich dafür sogar schulfrei bekommen.“

Heute ist die Wallfahrt von Winkl nach Andechs keine reine Fußwallfahrt mehr. „Dafür wären die rund 35 Kilometer doch etwas zu weit für einen Tag“, meint Ludwig Kerber. Mit ganz verschiedenen Verkehrsmitteln gehe es daher Jahr für Jahr mit 30 bis 50 Wallfahrern nach Andechs: „Von Winkl nach Egling laufen wir zu Fuß, dann geht es mit der Bahn weiter bis Utting. Von dort aus fahren wir mit dem Schiff über den Ammersee nach Herrsching und laufen dann den Rest des Weges zu Fuß durch das wunderschöne Kiental hinauf nach Andechs“.

Wallfahren ist keine Frage des Alters

Diesen Weg hat 2019 auch Tobias Högenauer genommen. Der damals Neunjährige war 2019 schon zum dritten Mal bei den Andechs-Wallfahrern dabei. „Meine Schwester, Mama, Tante und Oma gehen schon lange mit und ich wollte auch endlich mal wissen, was des is“, meint er ganz unbefangen. 2019 hat er seinen Freund Simon mitgenommen und schon vor dem Start war er sich sicher: „Das schaffen wir mitnand!“ Zusammen sind sie am Wallfahrtssamstag besonders früh aufgestanden, denn die Wallfahrer sind schon um 5.45 Uhr in der Früh in Winkl aufgebrochen, um rechtzeitig um 10 Uhr zum Gottesdienst in der Wallfahrtskirche zu sein.

Süßigkeiten und Wetterkapriolen

Waltraud Bergmeister und Josef Leuterer gehen schon seit Jahr und Tag nach Andechs, obwohl sie inzwischen beide über 70 sind. Die Wallfahrt gehört für sie im Lauf des Jahres einfach dazu. Das Wetter hat ihnen in all den Jahren immer wieder – manchmal sogar recht üble – Streiche gespielt. „Kurz bevor wir wieder zu Hause ankamen, sind wir einmal in einen furchtbaren Hagelsturm geraten“, berichtet Waltraud Bergmeister. „Es wurde schwarz am Himmel und dann ging es richtig los. Das Wasser ist uns einfach vorne in die Schuhe rein- und hinten wieder rausgelaufen und die Windböen haben die Schirme komplett zerrissen.“ Aber es überwiegen die schönen Erinnerungen: „Noch heute habe ich die Kinder vor Augen, die uns bei unserer Heimkehr am Ortseingang erwartet haben“, erzählt Josef Leuterer mit einem Lächeln. „Die Süßigkeiten vom Andechser Wallfahrtsmarkt waren einfach sehr begehrt, auch wenn sie sicher nicht der einzige Grund waren, warum sie auf uns gewartet haben.“

Kloster Andechs Wappen