"Gute Besserung" - Impuls zur Fastenzeit von Abt Johannes

"Manche „gute Besserung“ muss man sich zusagen lassen. (...) Nichts anderes sollte in jedem Beichtgespräch geschehen, wenn wir unsere Verfehlungen vor Gott ins Wort bringen. Die Lossprechung wird zur Erlösung und die sogenannte Buße sollte der „Guten Besserung“ dienen." (Abt Johannes Eckert); Darstellung des Gekreuzigten im einem der Beichtstühle der Wallfahrtskirche
„Gute Besserung!“ – wie oft hören wir diesen Wunsch, der auch ganz gut für die Fastenzeit passt, die ja offiziell „Österliche Bußzeit“ genannt wird. Das Wort Buße hat ja einen eher bitteren Geschmack. Wer tut schon gerne Buße oder zahlt mit Freuden einen Bußbescheid, sprich Strafzettel? Es ist interessant, dass unser deutsches Wort „Buße“ ursprünglich sich von „Besserung“ ableitet.
Wenn man krank ist, freut man sich über eine gute Besserung. Freilich bedeutet dies, dass wir dafür selbst etwas tun müssen: Medikamente einnehmen, Ruhe geben, die Ernährung und den Lebensstil ändern, sich auf die Physio- oder Psychotherapie einlassen und vieles andere mehr.
Die Fastenzeit will eine Zeit zur „Guten Besserung“ sein. Unsere Fastenvorsätze sollen uns dabei helfen, dass sich das Verhältnis zu Gott, zu den Mitmenschen und Mitgeschöpfen, aber auch zu uns selbst wieder bessert. (...) Dienen meine Vorsätze der Besserung oder der Verschlechterung meines Lebens? Werde ich dadurch genießbarer oder ungenießbarer? Was spiegelt mir mein Umfeld?
Gerne erinnere ich mich an eine Episode in meiner Kaplanszeit. Mit guter Absicht hatte sich ein Mann für die Fastenzeit vorgenommen, gänzlich auf Alkohol zu verzichten. Das bedeutete auch, dass er nicht mehr den Sonntagsstammtisch besuchte. Für seine Familie war das keine Verbesserung der Lebensverhältnisse, da er zu Hause missmutig und nörglerisch allen das Leben schwer machte. Die Besserung trat erst ein, als seine Frau ihn am 3. Fastensonntag zum Stammtisch schickte mit der erlösenden Bemerkung: „So kann es nicht weitergehen! Geh zu Deinem Sonntagsstammtisch, dann geht es uns allen wieder gut!“
Manche „gute Besserung“ muss man sich zusagen lassen. Freilich bedeutet das auch, sich auf den Weg zu machen und, wie in diesem Fall geschehen, am Stammtisch reumütig zu gestehen, dass mancher gute Vorsatz nicht der Besserung dient. Nichts anderes sollte in jedem Beichtgespräch geschehen, wenn wir unsere Verfehlungen vor Gott ins Wort bringen. Die Lossprechung wird zur Erlösung und die sogenannte Buße sollte der „Guten Besserung“ dienen.
(Der Text von Abt Johannes Eckert ist erstmals 2020 in der Münchner Kirchenzeitung erschienen)